Donnerstag, 11. August 2011

Von Bastad nach Torekov

Wir haben nichts Großes vor und schlafen erstmal aus. Als wir aus der Kajüte schauen, sehen wir ganze Mannschaften von Omis und Opis in Bademänteln, die zum Badesteg an der Hafeneinfahrt und wieder zurück pilgern. Einer von den Schweden hier hat´s richtig gemacht. Der hat sich genau auf der Lauflinie eine von den roten Hütten am Hafen gemietet und vertickt nur von 9 -11 Uhr frische Brötchen, dann macht er den Laden wieder zu. Wir nennen den Ort hier jetzt nicht mehr Bastad, sondern Bademantelstadt!
Schätze, da braut sich was zusammen......!
Auf zum nahen Spielplatz. Dort treffen wir zwei Großeltern mit ihrem dreijährigen Enkel. Alle drei sind halb deutsch, halb schwedisch. Johanna tobt mit dem Bengel über den tollen Spielplatz. Zusammen machen wir auf dem Rasen Kunststücke und Purzelbäume um die Wette. Mit meinem Kopfstand können weder die Lütten noch die Großeltern mithalten. Marieka krabbelt fröhlich immer mit zwischen durch herum.
Zur Mittagszeit gehen wir kurz etwas essen und kaufen ein paar Dinge ein. Um 14 Uhr legen wir in Bademantelstadt ab. Nur 10 Meilen nach Torekov, die wir uns morgen auf dem Weg in den Öresund sparen wollen. Der Wetterbericht nämlich, hat für die nächsten Tage 7-8, in Böen 9 Bft aus NW vorhergesagt. Das wollen wir uns hier nicht antun und fahren deshalb morgen nach Helsingör. Dort liegen wir bei dem Wind geschützter und können auch bei längeren schlechtem Wetter etwas unternehmen.

Auch kleine Piratinnen müssen zwischen
den Überfällen auf Spielplätze und Eisläden
mal Pause machen.
Gemütlich segeln wir unter der hohen und waldigen Küste entlang. Darüber fliegen die Wolken über uns hinweg! Wir ahnen schon, dass die letzten 4 Meilen gegen an kein Zuckerschlecken werden. Johanna ist total müde vom Spielplatz und schläft im sitzen ein. Nur schwer lässt sie sich mit zwei Kissen zum hinlegen überreden. Da die Steilküste hier tief ins Meer abfällt, halten wir uns ganz dicht unter Land. Rechtzeitig nehmen wir die Segel weg und dieseln um die Ecke. Aber hallo, kommen da nicht einige ausgewachsene Gewitterzellen von Süden auf uns zu?! Die Erste können wir auf See noch umfahren.

Gleich gibts was auf die Mütze!

Wenige hundert Meter von uns entfernt knallen die Blitze senkrecht aufs Land hinunter und es donnert ganz anständig. Soweit, so gut. Weiter südlich zieht die nächste Zelle auf uns zu. Wir haben noch 3,5 Meilen bis zur Hafeneinfahrt von Torekov, also eine gute halbe Stunde zu fahren bei Vollgas. Das machen wir jetzt auch: Vollgas. Die tiefhängenden, dunklen Wolken kommen schnell näher. Ich wecke mal lieber Johanna. Als wir abbiegen ist die Front genau über dem Ort und der Wind nimmt stetig zu. Heute ist mal nix mit nur 3 Knoten im Hafen, Sog und Wellenschlag vermeiden und den ganzen Kram!! Wir knattern mit 6,2 Knoten quer durch den Hafen und machen in der hinterletzten Ecke ruckizucki längseits fest.
Die Spring ist grade gesetzt, da bricht die Welt über uns zusammen. Es regnet irre und sogar Hagelt fällt ins Cockpit. Grade noch geschafft. Ein Event steht uns aber noch bevor: heute ist die „Lange Vorlesenacht“ für Johanni. Ich ziehe mit meinem Bettzeug zu ihr ins Vorschiff, sie leuchtet mit ihrer Taschenlampe und ich lese ihr solange Geschichten vor bis wir beide einschlafen. Es wird wohl eine kurze und unruhige Nacht werden.

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