Die LEEFKE mit ihrem neuen Großsegel. |
„Ich schwöre, wenn dieser Sommer
genauso Bescheiden wird wie die letzten beiden, dann reichts mir,
dann kommt das Boot weg und Feierabend!“ das waren meine Worte zum
Anfang der Saison 2013. Der Pfingsttörn nach Spiekeroog war ja
wettertechnisch schon eher grenzwertig. Jetzt steht schon der
Sommertörn an. Die Zeit rennt! Dieses Jahr solls mal wieder die
Ostsee sein. Weil ich mich so allein auf dem Weg nach Spiekeroog und
zurück so entspannt habe, mache ich mich auch die erste Woche
alleine mit der „LEEFKE“ auf den Weg.
Erste Etappe Bremerhaven. Ich laufe den
„Neuen Hafen“ an. Alle Schleusen- und Anlegemanöver verlaufen
aber sowas von wie geschmiert, herrlich. Am Abend kommt Sven-Arno
noch zu Besuch an Bord. Wir essen frischen Salat und leckeren
Weißwein vom Jaques Weindepot aus der Heimat. Es ist bombig warm und
wir sitzen beim Sonnenuntergang lange im Cockpit bevor Sven-Arno sich
auf den Heimweg macht.
Bremerhaven – Cuxhaven
Es ist total schwül-warm und leicht
bedeckt heute Morgen. Das Wetter soll am Nachmittag dramatisch
umschlagen. Gewitter sind angesagt für die deutsche Bucht und
besonders den Elbe-Weser-Raum. Ich hatte überlegt noch einen Tag
Helgoland anzulaufen, bei der Wettervorhersage aber, bin ich schon
froh überhaupt in die Elbe zu kommen. Normalerweise würde ich unter
diesen Voraussetzungen gar nicht auslaufen, ich hab mir aber für
diese eine Woche im Alleingang fest vorgenommen mich nicht vom Wetter
beeindrucken zu lassen. Scheiß drauf also, los geht’s.
Raus aus der Schleuse, rechtsrum
Richtung Nordsee. Vom Containerterminal höre ich wieder dieses
geschwindigkeitsabhängige ganz, ganz leise flattern am Rumpf.....
MIST. Ich hab da schon so einen Verdacht! Es hift nichts, her mit der
Badehose, Flossen, Maske, Lloydgurt, Messer groß und
Sicherungsleine! Nur mal eben ganz schnell im Strom den Gang raus
genommen, Sicherungsleine belegt und schwuppdiwupp mitten in der
Weser alleine unters Schiff getaucht. Mein Verdacht war wieder
richtig: die Saildrive-Rumpfmanschette hat sich vorne gelöst.
Stinksauer schneide ich den verbleibenden Rest unter Wasser ganz
vorsichtig vom Rumpf ab. Schnell wieder an Bord geklettert und weiter
geht’s die Weser raus. Diese Manschette bringt mich noch zur
Verzweiflung!!!
Die Konkurenz schläft nicht. Im Gegenteil. Hat aber genauso mit dem schlechten Wetter zu kämpfen wie ich! |
Vorm Fedderwarder Fahrwasser werde ich
von einem echt schnellen Polizeischlaucher aufgebracht. „Falsche
Fahrwasserseite!“sagt der Schutzmann! Dass die Buhnen- und
Fahrwassertonnen hier sehr dicht beieinander liegen und im Strom
tanzen nimmt er dann doch mildernd zur Kenntnis. Bleibt nur noch die
fehlende Frequenzzuteilungsurkunde fürs uralte Funkgerät. „Wird
ein scheiß Tag heute“, denk ich mir, als ich „kleine Brötchen“
beim Schutzmann backen muss! Nach einem Gefahrenhinweis bezüglich
des Wetters verschwinden die Herren in blau mit ihrem Schlauchboot
Richtung Bremerhaven.
Höhe Leuchtturm „Alte Weser“ kippt
das Wetter dann. Wind kommt auf und aus Westen zieht es schnell
dunkel zu! Schnell Ölzeug an, Dose Bockwürstchen in den Heckkorb
und Steckschotten rein. In das neue Großsegel muss ein Reff
eingebunden werden. Dann geht’s ab! Stetig verschlechtert sich die
Lage. Plötzliche Windrichtungswechsel, Boenkragen, Platzregen und
Gewitter mit amtlichen Blitzen wechseln sich spontan ab. Einzig die
Wellenhöhe bleibt bei auflaufenden Wasser moderat. Ein paar größere
Yachten überholen mich kurz vor Cuxhaven. Etwas, was ich mir nicht
so ohne weiteres gefallen lassen kann! Wieder mal das Großsegel
ausreffen und dann kann ich die Geschwindigkeit mit den Großen
halbwegs mithalten.
Schleuse Brunsbüttel kurz vom Unwetter! |
Vor Cuxhaven überlege ich hier für
heute Schluss zu machen oder doch noch bis Brunsbüttel durch zu
ziehen.......... Ach watt solls, ich fahre weiter zum Kanal. Die
Schleusenkammer öffnet sich relativ schnell für uns Sportboote.
Bloß schnell einlaufen, das nächste Gewitter läuft schon über
Cuxhaven zu uns herüber! Als alle Sportboote fest sind und sich das
Tor schließt, geht die Welt unter! Blitzgewitter vom feinsten.
Hagelkörner knattern auf die „LEEFKE“, so groß wie
Kieselsteine. Ein richtig amtliches Unwetter. Das ganze Boot ist
übersät von von Eiskörnern.
Hagelniederschlag im Cockpit der LEEFKE. |
Eis frei Haus für den abendlichen Whisky! |
Jede Menge Augen hinter beschlagenen Scheiben beobachten
mich dabei aber keiner traut sich bei dem Wetter raus. Danke nochmal!
Ganz Brunsbüttel ist bei dem Unwetter abgesoffen. Die Hauptstraße
steht knietief unter Wasser, Feuerwehr überall. Heftig. Egal, jetzt
ist Feierabend für heute. Jetzt schnell den Whisky auf die
Hagelkörner gießen, die ich eben im Becher eingesammelt habe und
dann............ verdiente Gute Nacht!
Mal Sonne - mal Unwetter. Das ist doch der perfekte Segeltag! ;)
AntwortenLöschenMal schauen, wie der nächste Sommer wird